Das Wiesntor und seine Geschichte

Das Wiesentor, das die Wiesengasse (heute Kaiserstraße) stadtauswärts abschloss, wurde schon 1449 erwähnt. Es war mit dem kurbayerischen und dem städtischen Wappen geschmückt, und im Torbogen lebte der Torwärter, während gegenüber ein kleiner Handwerkerladen untergebracht war. Mit dem steigenden Verkehr wurde das Wiesentor zunehmend zur Behinderung, da zwei Bauernwägen nicht nebeneinander hindurchpassen konnten, besonders an Markttagen. Daher wurde 1876 der Abbruch beschlossen, der im Frühjahr 1878 stattfand. Ein Kalenderbild zeigt das marode Tor kurz vor dem Abbruch, mit einem Handwerkerladen, der inzwischen einer Wäscherei gewichen war, und dem Beschlagstand eines Schmiedes vor der Durchfahrt.


Quelle: Stadtarchiv Rosenheim, Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", Ingeborg Armbrüster, 1997/2

Im 15. Jahrhundert, während der Blütezeit Rosenheims, entstand der Äußere Markt als frühe Stadterweiterung, umgeben von einem Wassergraben. Zugang boten das Inn- und das Wiesentor, letzteres erstmals 1449 erwähnt. Es war mit einem Torwart besetzt und enthielt eine Wachstube, einen Laden und eine Wohnung. Georg Wörndl war zu Beginn des 18. Jahrhunderts Torwart und geriet 1703 während eines Bauernaufstands in Gefangenschaft. Im frühen 19. Jahrhundert verkaufte der Magistrat das Wiesentor, erwarb es aber 1858 zurück. Angesichts des steigenden Verkehrs wurde das Tor als Hindernis angesehen, und im Oktober 1876 beschloss der Magistrat dessen Abbruch. Der „Rosenheimer Anzeiger“ kommentierte dies optimistisch im Sinne des Fortschritts. Im April 1877 führte Zimmermann Georg Ertl die Abbrucharbeiten durch, wodurch ein markanter historischer Bau verschwand. Fotografien wurden von beiden Seiten des Tores angefertigt, darunter ein Kalenderbild, das den Blick durch den Torbogen auf den Erker des Pernlohner-Bräus zeigt. Am linken Rand ist das Sporer-Haus sichtbar, das um 1905 abgerissen wurde.


Quelle: Stadtarchiv Rosenheim, Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim",Karl Mair, 2015/5